Zu hoher Aufwand: Morawa stellt Zeitungsvertrieb ein

Absatz mit Zeitungen in Österreich seit 2016 um 18 % geschrumpft. Pressgroßvertrieb Trunk übernimmt…

Hoher Aufwand, rückläufige Verkäufe: Morawa, Österreichs führender Buch- und Mediengrossist samt Buchhandlungen, stellt sein Tochterunternehmen Morawa Pressevertrieb, das den Einzelhandel mit Zeitungen und Magazinen beliefert, mit Jahresende 2018 ein. Konkret begründet wird der Schritt mit „stark rückläufigen Verkäufen von Zeitungen und Zeitschriften im Einzelhandel, welche der immer massiveren Digitalisierung geschuldet sind“, hieß es von Seiten Morawas. Laut Aufzeichnungen von Morawa ging der Absatz im Jahr 2016 um 8,8 Prozent zurück. Im ersten Halbjahr 2017 um weitere 9,1 Prozent. „Vor allem bei den Tageszeitungen ist der Rückgang besonders bemerkenswert. Gleichzeitig verursachen aber die Tageszeitungen den höchsten logistischen Aufwand bei der Verteilung an die Presseeinzelhändler“, teilte Morawa weiters mit.

„Es ist so, dass sich das Geschäft kurz- bis mittelfristig nicht mehr rechnen würde“, sagte Morawa-Geschäftsführer Emmerich Selch. „Die Kosten, die der Vertrieb verursacht, sind so hoch, dass die Verkaufserträge diese à la longue nicht mehr decken würden.“ Nun bemühe man sich um ein geordnetes Ende, denn es solle nicht passieren, dass der Weg Richtung Insolvenz führe, so Selch. „Wir ziehen uns vom Markt zurück, weil die Verkäufe insgesamt rückläufig sind.“ Der Manager erklärte, dass sich der Markt in Österreich aufteilt: Einerseits den Morawa Pressevertrieb und andererseits den Pressegroßvertrieb Salzburg. Sie liefern unterschiedliche Titel an die selben Abnehmer wie Trafiken und Co. „Die Verlage werden künftig wohl über den Großvertrieb Salzburg vertrieben werden“, so Selch, Gesellschafter und Miteigentümer der Morawa GmbH und des Morawa Pressevertriebs.

Vertragliche Fristen

Die Entscheidung, Ende 2018 zu schließen, erklärte Selch so, dass Verträge einzuhalten seien und die Verträge mit Verlagen so weit es Fristen ermöglichten aufgekündigt werden. Dazu sei eine Vorlaufzeit zu berücksichtigen. Der Morawa Pressevertrieb vertreibt rund 3.000 verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. In Österreich gehören laut Selch „praktisch alle Tageszeitungen außer Titel der Mediaprint“ dazu. Er relativierte, dass Zeitungen überwiegend aber im Abo an den Kunden gebracht würden, was nicht zum Geschäftsfeld des Morawa Pressevertriebs gehöre. Aus Deutschland vertreibt der Morawa Pressevertrieb beispielsweise Titel der Verlage Axel Springer, Gruner + Jahr und der Funke Mediengruppe.

Der Morawa Pressevertrieb gehört laut Firmencompass zu 75,1 Prozent der Morawa Holding Gmbh und zu 24,9 Prozent Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Gesellschaft m.b.H & Co Kommanditgesellschaft.  Die Mediaprint ist der größte österreichische Zeitungs- und Zeitschriftenverlag mit den Massenblättern Kronen Zeitung und  Kurier und steht im gemeinsamen Eigentum der deutschen Funke Mediengruppe (vormals WAZ und des Reiffeisen Banken-Konzerns sowie der Verlassenschaft nach dem Kronen Zeitung-Gründer Hans Dichand. Pikant dabei: Die Mediaprint vertreibt ihre Medien selbst, und hat auch keine weiteren Ambitionen in diese Richtung – allein schon aus Konkurrenzgründen zu den anderen Tageszeitungen.

Pressegroßvertrieb übernimmt

In die Bresche springen will der der Pressegroßvertrieb Austria (PGV) aus Salzburg, schon bisher Hauptkonkurrent von Morawa. Der PGV verhandelt mittlerweile bereits mit Verlagen, um die Zustellung der Zeitungen und Magazine für Geschäfte und Trafiken in ganz Österreich zu übernehmen. Anders als Morawa sieht man bei PGV darin noch Geschäftspotenzial. Vertriebsleiter Florian Kraus: „Wir sind in der Lage, den Verlagen unsere Dienstleistungen anzubieten, die bisher bei Morawa Kunden sind. Wir glauben weiterhin an Print-Produkte, und unsere Unternehmensgruppe ist auch in Bayern auf diesem Sektor gut aufgestellt. Wir tun das hier in Salzburg mit dem österreichweiten Vertrieb und glauben, dass wir das Geschäft machen können.“

Der PGV kann das Vertriebsgeschäft von Morawa aber nicht pauschal übernehmen. Vielmehr müssten mit jedem einzelnen Zeitungsverlag eigene Verträge ausgehandelt werden, so Kraus.

Der Pressegroßvertrieb wurde nach dem 2. Weltkrieg von Hermann Waldbaur um Vertrieb deutscher Illustrierter gegründt. In der Folge übernham denn auch die Familie Burda die Anteile. Mittlerweile ist der PGV Teil der Münchener Melo-Gruppe, die sich im Besitz der Familien Trunk und  Bingmann befindet.

 

Im Bild das Morawa Auslieferunslager in Wien Hütteldorf