Konsolidierungswelle in den USA: Vor schwarzem Jahr für Zeitungsdrucker

Nicht nur in Europa, auch in den USA stehen die klassischen Newsmedien vor schweren Zeiten. Merger und Akquisitions scheinen die Wundermittel zu sein. Und damit die Zusammenlegung oder Outsourcing von Druckkapazitäten – verbunden mit der Schließung von verlagseigenen Zeitungsdruckereien. Unsere Kollegen von News & Tech haben sich umgehört und die jüngsten Veränderungen zum Jahresbeginn 2021 rechercherchiert..

Was zu allererst auffällt: Besonders betroffen sind die Druckhäuser der Gannett-Gruppe (USA Today). Erst im November  2019 sind die Gannett-Medien in einem Mega Merger um 1,4 Millarden Dollar an die New Media Investment Group verkauft worden. New Media ist mit 154 Tagespublikationen einer der größten Verleger von regionalen Print und Online-Medien in den USA. Zu Gannett gehören neben USA Today mehr als 100 lokale Medienmarken, die Digital-Marketing-Dienstleister ReachLocal, WordStream und SweetIQ sowie das im Vereinigten Königreich beheimatete Medienhaus Newsquest. Durch die Fusion entstand  ein Medienunternehmen mit 263 Medien, die in 47 US-Staaten und Guam täglich publizieren und gemeinsam mit USA Today jeden Monat laut Comscore 145 Millionen Leser bzw. Unique Visitor erreichen.
Erklärtes Ziel der Übernahme: Die jährlichen Kosten sollten um bis zu 300 Millionen Dollar reduziert werden. Und am schnellsten zu erreichen ist dies mit einer Konsolidierung der Druckkosten durch Auslagerungen und Druckereischließungen. Und das passiert jetzt und wird die nächsten Monate weiter gehen.

Ganz aktuell listet News & Tech  zum Beispiel bis zum Sommer geplante Umzüge beim Miami Herald, beim Philadelphia Inquirer sowie beim Hartford Courant auf.

Auch bei der Herald Tribune – ebenfalls eine Gannet-Zeitung – soll die Druckerei in Sarasota, Florida, geschlossen werden. Der Druck der Herald-Tribune und drei weiterer Zeitungen, der bisher in der Druckerei am University Parkway erfolgte, soll zukünftig an das Treasure Coast-Werk von Gannett Florida an der Ostküste des Bundesstaates gehen. Fünfundneunzig Arbeitsplätze werden durch den Wechsel verloren gehen, 42 Vollzeitstellen und 53 Teilzeitstellen, berichtete die Zeitung.

Auch die Druckerei des Gannett-eigenen Courier-Journals in Louisville wird bis Ende März geschlossen. Der Druck erfolgt dann beim Gannett-eigenen Indianapolis Star und beim Knoxville News Sentinel. Diese Änderung bedeutet, dass 102 Arbeitsplätze verloren gehen.

Die Gannett-eigene Jackson Sun (Tennessee) und die Schwesterzeitung Memphis Commercial Appeal haben den Druck seit dem 1. Februar in die Clarion-Ledger-Druckerei in Jackson, Mississippi, verlagert. 23 Arbeitnehmer werden von dem Umzug betroffen sein. Mit diesen beiden Zeitungen wird das Werk in Jackson dann sieben Tageszeitungen abwickeln.

Der ebenfalls im Besitz von Gannett befindliche Register-Guard (Eugene, Oregon) verlagert derzeit seinen Druck an die Columbian Publishing Company in Vancouver, Washington, und schließt seine Produktionsstätten in Eugene. Die Änderung betrifft 49 Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte.

Times Publishing, Herausgeber der Tampa Bay Times, lagert ebenfalls gerade den Druck seiner Zeitung aus. Das Unternehmen wird seine Produktionsstätte in St. Petersburg schließen. Times Publishing hat mit Gannett einen Vertrag über den Druck der Tampa Bay Times in Gannetts Werk in Lakeland, Florida, abgeschlossen. Zumindest während des Umzugs werden –  so News & Tech – rund 90 Vollzeit- und 60 Teilzeitbeschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Gannett verspricht aber, neue Arbeitsplätze in Lakeland zu schaffen, die an einige der Times-Arbeiter gehen könnten.

Forum Communications verlagert den Druck von The Forum, The Jamestown Sun, Grand Forks Herald und Agweek vom Forum-Gebäude in Fargo in das Forum Communications-Werk in Detroit Lakes, Minnesota, aus. Die Schließung der Druckerei des Forums wird 21 Vollzeit- und 14 Teilzeitbeschäftigte betreffen, heißt es.

Die Chesterton Tribune (Indiana) hat überhaupt ihr Erscheinen beendet. Auch deren Druckerei wird geschlossen.

Aber nicht nur Verlagsdruckereien sondern auch unabhängige Druckdienstleiter selbst sind von der Konsolidierungswelle betroffen. So schließt  der auch in Europa aktive Druckkonzern Quad Graphics mit Hauptsitz in Wisconsin drei Druckereien in Oklahoma City. Die Schließungen betreffen 650 Mitarbeiter. Im Jahr 2020 schloss Quad bereits Werke in Taunton, Massachusetts; Charlotte, North Carolina; Portland, Oregon; und Riverside, Kalifornien. Diese Schließungen führten zum Abbau von 1.100 Arbeitsplätzen.