18. European Newspaper Awards: Die besten Zeitungen Europas

Bei der bereits traditionell im Wiener Rathaus vom 21. bis 23. Mai 2017 abgehaltenen Siegerehrung der 18. European Newspaper Awards wurden Hauptpreisträger aus Finnland, Dänemark den Niederlanden und Deutschland ausgezeichnet.

 

Bei dem größten europäischen Zeitungswettbewerb werden Konzept und Design prämiert. Der European Newspaper Award will dazu beitragen, den Informationsaustausch über Zeitungs-Trends, Konzeption und Design europaweit zu fördern. Die Preisverleihung, organisiert von Zeitungsdesigner Norbert Küpper und den Fachzeitschriften MediumMagazin, Österreichischer Journalist und Schweizer Journalist, hat anlässlich des „European Newspaper Congress” vom 21. bis 23. Mai 2017 in Wien stattgefunden.

Der  European Newspaper Award wird von jeher in die Kategorien Lokalzeitung, Regionalzeitung, überregionale Zeitung und Wochenzeitung gegliedert, weil diese vier Zeitungstypen unterschiedliche Ressourcen und Zielgruppen haben.

 

Die vier Gewinner der Hauptpreise und somit besten Zeitungen Europas 2016/2017 sind:

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Lokalzeitung: Hufvudstadsbladet, Helsingfors, Finnland

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Regionalzeitung: Het Parool, Amsterdam, Niederlande

 

European Newspaper of the Year, Kategorie überregionale Zeitung: Politiken, Kopenhagen, Dänemark

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Wochenzeitung: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Frankfurt am Main, Deutschland

 

Neben den vier Hauptpreise wurden eine Reihe von Awards of Excellence und eine Judges‘ Special Recognition vergeben. Die Liste aller Gewinner finden Sie auf https://www.editorial-design.com/17/index.html

 

Die Begründung der Jury für die besten vier Zeitungen:

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Lokalzeitung:  Hufvudstadsbladet, Finnland

 

Die Zeitung erscheint in der Region Helsingfors und hat eine Auflage  von ca. 35.000 Exemplaren. Hufvudstadsbladet erscheint im halben Nordischen Format und beschäftigt 40 Journalisten, 5 Fotografen und 10 Layouter. Die Zeitung gehört zu ksf media, einem Verlag, der in Finnland fünf Regionalzeitungen in schwedischer Sprache herausgibt.

Hufvudstadsbladet wechselt zwischen relativ kurzen Stories auf Nachrichten-Seiten und langen Hintergrund-Stücken, die sich auch mal über vier-, fünf- oder sechs Seiten erstrecken können. Faktenboxen, Zitate oder Zwischenzeilen sind Bestandteil der meisten Artikel. Anders als viele Lokalzeitungen in Skandinvien hat Hufvudstadsbladet auch nationale

und internationale Themen.

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Regionalzeitung:  Het Parool, Niederlande

 

Die Zeitung erscheint in Amsterdam mit einer Auflage von ca. 70.000 Exemplaren im Tabloid-Format. Bei der Zeitung arbeiten 26 Journalisten sowie sechs Layouter. Die meisten Leser von Het Parool sind in Amsterdam. Die Zeitung hat aber auch überregionale Inhalte und wird in den gesamten Niederlanden gelesen.

Het Parool hat ein kontrastreiches Magazin-Layout mit viel Weißraum, aber auch kräftigen Überschriftentypen. Der Umgang mit Fotos, Illustrationen und Infografiken ist auf die Leser in der Metropole Amsterdam abgestimmt. Durch das Layout wird Het Parool zum unverwechselbaren Markenartikel.

 

European Newspaper of the Year, Kategorie überregionale Zeitung: Politiken, Dänemark

 

Die Zeitung hat eine Auflage von 99.000 Exemplaren und erscheint im

Nordischen Format. Es gibt Beilagen im Tabloid-Format. Politiken

beschäftigt 200 Journalisten, 12 Fotografen und 10 Layouter.

Politiken, die aufl agenstärkste Zeitung Dänemarks, ist bekannt für ihren

visuellem Journalismus. Die Zeitung wurde schon mehrmals international

für ihr Design ausgezeichnet. Beim European Newspaper Award erhielt

sie im Jahr 2010 schon einmal den Hauptpreis. Die Zeitung hat einen

kraftvollen visuellen Auftritt: Foto-Reportagen, Infografiken, visual Story-

telling sind die Stichworte.

 

European Newspaper of the Year, Kategorie Wochenzeitung:  Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Deutschland

 

Die Zeitung erscheint im Nordischen Format und hat eine verkaufte Auflage von 245.128 Exemplaren (IVW 3/2016). Laut AWA erreicht die Zeitung 1,13 Millionen Leser. FAZ und FAS haben gemeinsam 338 Redakteure.

Die FAS hat ein sehr klares Layout. Die Leserführung ist übersichtlich und schnörkellos. Seiten werden oft sehr ruhig layoutet: Man verlässt sich auf die Kombination von Überschrift und Bild, um die Leser auf ein Thema aufmerksam zu machen. Illustrationen werden oft eingesetzt, um Inhalte perfekt visuell darstellen zu können. Der Themenmix ist auf den Sonntag ausgerichtet: Politische Hintergrund-Informationen, Service- und Lifestyle-Themen sowie Sport sind die Schwerpunkte.

 

Insgesamt nahmen 191 Zeitungen aus 27 Ländern am 18. European Newspaper Award teil.

 

  1. European Newspaper Awards: Die Trends im Überblick

 

Auch beim 18. European Newspaper Award haben sich Zeitungen aus den meisten europäischen Ländern beteiligt. Aus Frankreich kamen mehr Einreichungen als in frü-

heren Jahren. Es gibt keinen Rückgang bei der Anzahl der eingereichten Arbeiten und die hohe Qualität beeindruckte die Jury.

 

Online-Einreichungen von 40 Zeitungen

 

Es gibt deutlich mehr Einreichungen im Bereich Online und Daten-Journalismus. Der Jury wurden rund 150 Projekte von 40 Zeitungen aus ganz Europa vorgelegt. Eine Judges‘

Special Recognition ging an die Berliner Morgenpost, um die zahlreichen Online- und datenjournalistischen Projekte dieser Zeitung auszuzeichnen.

 

Social Media

 

Zeitungen haben sich in den vergangenen Jahren den Social-Media-Bereich als weiteren Nachrichten-Kanal erarbeitet. Darum wurde dafür eine eigene Kategorie eingerichtet. Die Main-Post in Würzburg nutzte die Social-Media-Kanäle, um ihre Leser live über einen

Anschlag zu informieren, der nur 2 km entfernt von der Redaktion stattgefunden hat. Die Nutzer bekamen quasi in Echtzeit die Nachrichten über das Geschehen geliefert. Zu einem späteren Zeitpunkt gab es dann in der gedruckten Zeitung gut aufbereitete Hintergrund-Informationen. Für diese Rundum-Berichterstattung wurde die Main-Post mit einem Award

of Excellence ausgezeichnet.

 

Visual Storytelling und alternative Storytelling

 

In den visuell besonders anspruchsvollen Kategorien waren in den letzten Jahren Zeitungen aus Skandinavien und dem Benelux-Raum führend. In diesem Jahr wurden in diesen Kategorien vermehrt Zeitungen aus Deutschland und der Schweiz ausgezeichnet.

 

Infografiken sind etabliert

 

Mehr und mehr Zeitungen in Europa können zu komplexen Themen Infografiken erstellen. Ein Thema wird dabei oft in mehrere Stücke gegliedert. Dadurch entsteht ein Infografik-Tableau, das dem Leser eine gute Übersicht gibt. Das Handelsblatt aus Deutschland hat

z.B. seit dem Sommer täglich eine doppelseitige Infografik, die Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung haben in ihrem Wochenend-Produkt ebenfalls immer eine doppelseitige Infografik.

 

Magazin-Anmutung

 

Ein Trend, der besonders aus Skandinavien, den Niederlanden und Belgien kommt, ist die magazinähnliche Gestaltung der Zeitung. Das Tageblatt€, Luxemburg; de Volkskrant und Trouw, Niederlande; sowie de Tijd in Belgien sind beispielhaft zu nennen. Zeitungen aus  der Schweiz greifen diesen Stil verstärkt auf. Dort werden beispielsweise öfter Doppelseiten mit Themen-Schwerpunkten gestaltet.

 

Cover- und Coverstory

 

Der Trend zu Cover- und Coverstory hat sich bei Europas Zeitungen weiter verstärkt. Lokal- und Regionalzeitungen in Skandinavien, aber auch in Belgien und den Niederlanden präsentieren

ein Thema des Tages groß auf der Titelseite und führen es dann auf zwei bis fünf Seiten im Innern fort. Auch in Luxemburg und der Schweiz ist diese Arbeitsweise öfter zu sehen als in früheren Jahren.