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Editorial
Verarscht...
Verarscht, richtig verarscht, kommt man sich vor, wenn man dieser Tage neuerlich von den Megagewinnen der Energie-Multis – inklusive unserer OMV – liest. Freie Marktwirtschaft hin oder her, aber dass man als Konsument bei Strom, Gas, Treibstoffen so abgezockt wird, ist wirklich ein Skandal. Noch dazu, wo unsere Politik Instrumente hätte, dem Einhalt zu gebieten. Mit einer staatlich verordneten Preisobergrenze etwa. Ist ja bei der letzten Energiekrise in den Siebzigerjahren angewandt worden.
Ein noch größerer Skandal ist die Preisgestaltung bei unseren heimischen Energieanbietern bei Strom Made in Austria, aus Wasserkraft. Damit wir unabhängig sind. Warum müssen wir dann die überhöhten Stromrechnungen zahlen, wo die Gestehungskosten unserer Energie ja nicht teurer wurden? Kein Putin hat den Stromschalter abgedreht. Weil die heimischen Stromanbieter nicht nach dem tatsächlich anfallenden Aufwand kalkulieren dürfen, sondern nach den eigentlich für Österreich gar nicht relevanten Entwicklungen auf den Energiebörsen und dem Strom-Großhandelspreisindex.
Und das gehört abgeschafft: Meine Politiker und -innen, werden Sie e n d l i c h aktiv!
Aber derzeit eiert man ja immer noch über eine Übergewinnsteuer herum. Natürlich, unmoralische Gewinne abschöpfen – wobei die aber diejenigen, die täglich geschröpft werden, dann eigentlich gar nichts zugute kommt. Übrigens: genau wie bei Kartell-Strafen in Millionenhöhe. Die, die beschissen wurden, bekommen nichts zurück, der Staat kassiert. Umverteilung, aber anders, vom Konsumenten, zum Unternehmen, dann in den Staatssäckel – eine andere Art der Zusatzbesteuerung!
Verarscht fühlt sich derzeit aber auch die papierverarbeitende Industrie. Denn auch die Papierhersteller bejubeln derzeit höchst unanständige Megagewinne. So vermeldet etwa UPM für seine Geschäftssparte UPM Communication Paper im vorletzten Quartal: „...Preiserhöhungen konnten den Anstieg der Inputkosten, insbesondere der extremen Energiekosten, mehr als ausgleichen.“ Durch „erfolgreiches Margenmanagement" (heißt wohl künstliche Verknappung) schaffte man es „hohe Erträge in allen Geschäftsbereichen zu erwirtschaften". Für den weiteren Verlauf des Jahres erwartet UPM „Rekordergebnisse".
Entsprechend sauer reagierte der deutsche Bundesverband Druck und Medien. „Ein solches Statement stößt bei vielen Unternehmen der Druckindustrie angesichts der weiterhin bedrohlichen Lage unserer Branche auf erhebliche Irritationen. Rekordergebnisse und gestiegene Gewinnmargen einerseits und existenzielle Nöte andererseits passen in der selben Wertschöpfungskette nur schwer zusammen“, kommentiert Dr. Paul Albert Deimel, Chef des Bundesverbandes, die jüngsten Verlautbarungen.
Um Kollegen Stefan Breitenfeld, Chefredakteur des deutschen Druckspiegel, zu zitieren: „…Es hat sie schon immer gegeben! (…) die Wucherer und Knickstiefel, die keine Gelegenheit auslassen, sich die Taschen zu füllen und noch jede Krise, Notlage und schwierige Situation zu nutzen wussten, um Profit daraus zu schlagen - kurzsichtig und ohne Rücksicht auf andere. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur dass sie nicht länger von Zinnen stürzen, vom Teufel geholt werden oder nach ihrem Tod als endlos Verfluchte umgehen müssen. (…) So ist der Markt, könnte man sagen - oder noch einfacher: So ist der Mensch.“
Dem ist nichts hinzuzufügen, meint Ihr
Rudolf Messer